Anwendungsbereich des Data Act
Der Data Act harmonisiert die Regeln für den Datenzugang aus vernetzten Geräten – nicht nur für Unterhaltungselektronik und industrielle Systeme, sondern auch für Medizinprodukte und IVDs, die zunehmend IoT-Funktionalitäten nutzen.
Beispiele für betroffene Geräte:
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Intelligente Infusionspumpen mit Fernüberwachung,
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Implantierbare Herzgeräte mit Telemetrieübertragung,
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IVDs mit digitaler Konnektivität, die Ergebnisse in die Cloud senden.
Welche Daten müssen geteilt werden?
Die FAQs stellen klar, dass zu teilen sind:
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Rohdaten (z. B. Sensorausgaben, Geräteprotokolle),
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Vorverarbeitete Daten, die für Sicherheit und klinische Leistung relevant sind.
Ausgenommen sind:
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Hoch angereicherte Datensätze,
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Daten, die durch Geschäftsgeheimnisse geschützt sind,
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Urheberrechtlich geschützte Materialien (z. B. proprietäre Algorithmen).
Zusammenspiel mit MDR und IVDR
Der Data Act ergänzt die Pflichten aus MDR und IVDR:
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MDR Anhang I, Kapitel 3 – fordert Schutz und Integrität von Patientendaten; der Data Act erweitert dies um sichere Zugriffsrechte Dritter.
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Interoperabilität – MDR/IVDR verlangen Kompatibilität mit EU-Systemen wie Eudamed; der Data Act stärkt Offenheit und Datenportabilität.
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Einhaltung der DSGVO bleibt für die Verarbeitung personenbezogener Daten verpflichtend.
Auswirkungen für Hersteller
Die Umsetzung erfordert:
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Überprüfung der Datenarchitektur, um sicheren Datenaustausch zu gewährleisten,
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Aktualisierung von QMS-Verfahren im Hinblick auf Datenzugriff und -schutz,
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Anpassung der IFU (Instructions for Use), um Datenrechte von Nutzern und Dritten zu definieren,
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Erstellung technischer Dokumentationen, die die Einhaltung von MDR/IVDR und Data Act nachweisen.
Chancen und Risiken
Chancen: mehr Transparenz, Vertrauen und neue Geschäftsmodelle durch Datenteilung.
Risiken: Datenschutzverletzungen, hohe IT-Kosten und zusätzlicher Verwaltungsaufwand.
Empfehlungen:
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Durchführung von Audits der Datensysteme,
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Integration des Data Act in das Risikomanagement nach ISO 14971,
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Entwicklung von Patienteneinwilligungsrichtlinien,
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Schulung von Regulierungs- und F&E-Teams.
Fazit
Der Data Act hat direkte Auswirkungen auf die Medizintechnik. Er verpflichtet Hersteller, Gerätedaten als gemeinsame Ressource zu behandeln – unter sicheren und rechtlich konformen Bedingungen. Trotz der zusätzlichen Anforderungen kann dies das Vertrauen in die MedTech-Branche stärken und Innovationen beschleunigen.