Regulatorischer Rahmen nach dem Brexit
Der überarbeitete Leitfaden regelt die Beziehung zwischen dem britischen MDR-Rahmen von 2002 und den unterschiedlichen Regulierungssystemen von Großbritannien (GB) und Nordirland (NI) neu. Untersuchungen in Großbritannien folgen den Anforderungen der britischen MDR, während Studien in Nordirland vollständig der EU-MDR entsprechen müssen. Das Dokument enthält praktische „zweigleisige“ Fallbeispiele und gibt den Sponsoren Ratschläge, wie sie die Dokumentation so planen können, dass sie beiden Wegen gerecht wird und doppelte Einreichungen vermieden werden.
IRAS-Einreichungen und Dokumentationsanforderungen
Die MHRA hat die Erwartungen an den Inhalt der IRAS-Einreichung erweitert, einschließlich einer erweiterten Protokollzusammenfassung, einer detaillierten klinischen Begründung, einer Risikoanalyse, einer Datenmanagementstrategie und eines Überwachungsplans. Es werden klare Leitlinien für Teilnehmerunterlagen (einschließlich digitaler Einwilligungsformulare), die Interoperabilität von eConsent-Systemen und die Transparenz dezentraler Studienprozesse vorgegeben. Bei komplexen Studien mit Produkten der Klassen IIb und III wird eine frühzeitige wissenschaftliche Konsultation empfohlen.
Die Rolle von Sponsor, UKRP und Lieferkette
Sponsoren außerhalb des Vereinigten Königreichs müssen eine UK Responsible Person (UKRP) ernennen, die für die Einhaltung lokaler Vorschriften, die Einfuhr von Produkten, die Kennzeichnung und die Kommunikation mit der MHRA und den Forschungsethikkommissionen (REC) verantwortlich ist. Der aktualisierte Leitfaden unterstreicht die Notwendigkeit einer ausdrücklichen vertraglichen Zuweisung von Verantwortlichkeiten zwischen Sponsoren, CROs und Technologieanbietern, einschließlich Service-Level-Vereinbarungen, die Cybersicherheit und Meldepflichten bei Zwischenfällen abdecken.
Ethik, Sicherheit und Berichterstattung
Das aktualisierte Dokument führt eine größere ethische und sicherheitstechnische Strenge ein. Es klärt SAE/SADE-Definitionen und Fristen, legt harmonisierte Vorlagen für die Meldung von Ereignissen fest und schreibt Verfahren für die Aussetzung von Studien oder dringende Sicherheitsmaßnahmen vor. Die ethischen Bestimmungen konzentrieren sich auf die Gleichheit der Teilnehmer, die Verhältnismäßigkeit von Ferninteraktionen und die Zugänglichkeit bei dezentralen Studien. Die MHRA betont auch die Konsistenz zwischen der Sicherheitsberichterstattung bei klinischen Prüfungen und der Überwachung nach dem Inverkehrbringen für CE/UKCA-gekennzeichnete Produkte.
Überwachung und Qualitätsmanagement
Der Leitfaden berücksichtigt vollständig die Grundsätze der risikobasierten Überwachung. Die Überwachungspläne müssen eine logische Verbindung zwischen der Risikoidentifizierung und den gewählten Überwachungsmechanismen (zentral, aus der Ferne oder vor Ort) herstellen und Aktionsschwellen definieren. Unabhängige QS-Audits und ein messbarer CAPA-Abschluss sind erforderlich. Die MHRA empfiehlt „Quality by Design“-Ansätze, bei denen die Risikobewertung das Studiendesign und die Datenerfassungsstrategie bestimmt.
Unterschiede zwischen GB und NI und Multi-Site-Studien
Die Matrix-Tabellen zeigen die regulatorischen Unterschiede zwischen GB und NI in Bezug auf Meldung, Kennzeichnung und Handhabung von Proben auf. Sponsoren, die Studien in mehreren Ländern durchführen, wird empfohlen, Pufferzeiten einzuplanen, um eine doppelte REC/MHRA-Prüfung zu ermöglichen und die Protokollversionen zwischen den Regionen zu synchronisieren.
Archivierung, Transparenz und Inspektionsvorbereitung
Der Leitfaden schreibt eine mindestens 10-jährige Aufbewahrung der Dokumente und eine kontinuierliche Inspektionsbereitschaft vor. Die Sponsoren sollten vollständige eTMF-Strukturen, konsistente Prüfpfade und abrufbare Entscheidungsprotokolle unterhalten. Die MHRA ermutigt zu Scheininspektionen und internen Bereitschaftsbewertungen, insbesondere bei dezentralen und hybriden Studien, bei denen digitale Systeme eine entscheidende Rolle spielen.
Implikationen für Hersteller und Sponsoren
In der Praxis sollten Sponsoren die IRAS-Workflows neu kalibrieren, UKRP- und Lieferantenvereinbarungen aktualisieren, DCT-bezogene Risikorahmen überprüfen und RBM-Strategien mit den MHRA-Erwartungen in Einklang bringen. Die Übereinstimmung mit ISO 14155 bleibt die Grundlage der klinischen Qualität, während eine gründliche Dokumentation und Rückverfolgbarkeit weiterhin die wirksamsten Schutzmaßnahmen bei Inspektionen und Konformitätsbewertungen darstellen.